In der Pflege wird zu wenig ausgebildet, doch Quereinsteigende könnten für Entlastung sorgen. Datenanalyse

In der Pflege wird zu wenig ausgebildet

Über 12.000 potenzielle Neueinsteiger:innen für die Pflegebranche. Jede:r fünfte (20 Prozent) Arbeitssuchende in der Pflege sucht einen Ausbildungsplatz, doch nur rund 3 Prozent der ausgeschriebenen Stellen sind Ausbildungsplätze. Fast ein Viertel (22 Prozent) möchte in die Pflege quereinsteigen. Mehr als die Hälfte (61 Prozent) der Quereinsteigenden sind unzufrieden mit ihrer aktuellen Anstellung.

Hamburg, 06. Mai 2021 – Am 12. Mai findet der internationale Tag der Pflege statt. 1965 wurde der Aktionstag ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Arbeit von Pflegenden zu würdigen, ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem hervorzuheben und eine Verbesserung der Pflegesituation zu fordern. Denn Pflegekräfte sind eine tragende Säule der Gesellschaft, die auch 2021 nicht angemessen wertgeschätzt wird. Sie verdienen Anerkennung, gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und angemessene Entlohnung. Klatschen allein hilft nicht. Trotz des akuten Pflegenotstandes setzen sich Pflegekräfte tagtäglich unermüdlich für Menschen ein, die Hilfe benötigen. Den diesjährigen Tag der Pflege hat die Jobplattform JOBMATCH.ME zum Anlass genommen, Daten von 12.052 Nutzer:innen die quer in die Pflege einsteigen möchten intern auszuwerten. Denn der Handlungsbedarf ist groß. In Heimen fehlen aktuell knapp 120.000 Pflegekräfte und in Kliniken mindestens 50.000.(1)

Ausbildungsplätze in der Pflege: Großes Interesse, mangelndes Angebot

Für eine angemessene Pflege sind ausgebildete Fachkräfte notwendig, die auf die individuellen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen eingehen. Doch seit geraumer Zeit herrscht in der Branche ein Ungleichgewicht. Denn immer mehr Pflegebedürftige müssen von immer weniger Pflegekräften betreut werden. Vor allem im Laufe der COVID-19-Pandemie hat sich die Situation verschärft. So fehlen derzeit rund ein Drittel an Stellen im Pflegebereich (2) und die damit einhergehenden Engpässe könnten für weitere Personalabgänge sorgen (3). Es scheint, als ob sich der Pflegenotstand erneut verschärfen wird. Die Lösung: Jungen Menschen den Weg in die Pflege bereiten. Und entgegen der allgemeinen Meinung, Nachwuchs sei und werde in Zukunft knapp, zeigen die Daten von JOBMATCH.ME, das Interesse da ist.

Seit Januar 2020 suchte monatlich jede:r Fünfte (20 Prozent) einen Ausbildungsplatz in der Branche. Dabei sind jedoch die wenigsten erfolgreich, denn in Deutschland wird zu wenig ausgebildet. Nur bei rund drei Prozent der ausgeschriebenen Stellen handelt es sich um Ausbildungsplätze. Das Problem sind also nicht zu wenig Interessenten, sondern die geringe Anzahl an Ausbildungsplätzen in Deutschland.

Für Entlastung sorgen: Quereinsteigende gewinnen und fördern

Um den Pflegenotstand kurzfristig zu lindern braucht es Quereinsteiger:innen*, die schnell mithelfen können. Doch gibt es diese überhaupt? Die Antwort lautet ja. Immer mehr Menschen in Deutschland möchten derzeit in die Branche wechseln. Knapp ein Viertel (22 Prozent) der Befragten gab an, branchenfremd und auf der Suche nach einer Anstellung in der Pflege zu sein.

Der Wechsel in die Pflege ist insbesondere für Menschen in den zwanziger und dreißiger Jahren attraktiv. So ist fast ein Drittel (31 Prozent) der Quereinsteigende zwischen 21 und 30 und ein Viertel zwischen 31 und 40 Jahren. Für Menschen ab 50 Jahren ist ein Wechsel hingegen weniger attraktiv; nur rund zwei Prozent ist älter als 50 Jahre. Dabei ist eine Anstellung in der Altenpflege besonders beliebt. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gab an in diesen Bereich wechseln zu möchten. Und diese neuen Anstellungen braucht die Altenpflege aktuell stärker denn je; vor allem hier fehlt es derzeit massiv an Personal (4).

Unzufriedenheit als Wechselmotivator

Neben den Themen Wertschätzung, Flexibilität und Rücksicht ist das Gehalt meist eines der treibenden Kräfte für eine Bewerbung. Dabei ist auffällig, dass ungelernte Kräfte mit 2.296 Euro brutto durchschnittlich über 200 Euro mehr Gehalt erwarten, als Arbeitgeber:innen bereit sind zu zahlen. Ein Beweis dafür, dass eine neue Pflegereform und Tarifbezahlung wichtiger denn je sind (5).

Doch warum möchten Menschen in die Pflege wechseln? Die Datenabfrage zeigt, dass der wohl stärksten Grund die Unzufriedenheit im aktuellen Job ist. Denn fast zwei Drittel (61 Prozent) der Befragten gaben an, mit ihrer aktuellen Tätigkeit mindestens eher unzufrieden zu sein. Um wieder glücklicher im Job zu sein, wünschen sich fast die Hälfte (43 Prozent) mehr Anerkennung. Knapp ein Viertel (22 Prozent) ist das Team, die Atmosphäre und der Zusammenhalt wichtig und 59 Prozent ist es sogar sehr wichtig. Passend dazu gaben mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Kräfte an, ein stationäres Team der ambulanten Tätigkeit vorzuziehen.

* Als Quereinsteigende definiert die Jobplattform JOBMATCHME ungelernte Kräfte, die derzeit eine Anstellung in der Pflege suchen.

1 vgl. stern.de

2 vgl. tagesschau.de/Interview Rothgang

3 vgl. tagesschau.de/Pflegenotstand durch Corona

4 vgl. tagesschau.de/Pflegegesetz

5 vgl. tagesschau.de/Altenpflege Löhne

Zur Analyse: Die Jobplattform JOBMATCH.ME hat im Mai 2021 Daten von 12.052 Ausbildungsplatzsuchenden und Quereinster:innen in der Pflege intern ausgewertet. Die anonymen Daten erhielt JOBMATCH.ME im Zeitraum von Januar 2020 bis April 2021 über den eigenen Bewerbungsfunnel, welcher Bewerbende in Deutschland zu den Themen "Was suchst du, was bietest du und wie tickst du" befragt.

Über JOBMATCH.ME:

Das Start-up JOBMATCH.ME wurde 2016 in Hamburg mit der Intention gegründet, den Bewerbungsprozess für Fachkräfte fundamental zu vereinfachen, digitalisieren und damit Stellenanzeigen, Lebensläufe und Anschreiben überflüssig zu machen. Fachkräfte erhalten eine einfache Lösung, um den persönlichen Vorstellungen entsprechende Jobs zu finden. Da die Bewerbung einzigartig einfach für Fachkräfte ist, erhalten Arbeitgeber deutlich mehr Bewerbungen. Dabei ermöglicht die Plattform auch Quereinsteigern einen einfachen Einstieg in die Branche. Durch die erhöhte Transparenz und die Vereinfachung des Bewerbungsprozesses entsteht eine höhere Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt, die langfristig dazu führt, dass die Marktlogik wiederhergestellt werden kann. Das einzigartige Matchingverfahren ermöglicht das multiple Bewerben ohne klassische Bewerbungsunterlagen in nur wenigen Klicks – so definiert JOBMATCH.ME den Stellenmarkt für Fachkräfte völlig neu und bietet aktuell rund 3 Mio. Fachkräften die Möglichkeit, sich so einfach wie nie zuvor über JOBMATCH.ME zu bewerben.