Beruf LKW-Fahrerin: Warum entscheiden sich so wenige Frauen dazu, Berufskraftfahrerin zu werden?

LKW-Fahrerinnen

In der Logistikbranche generell und insbesondere unter Berufskraftfahrern in Deutschland ist der Frauenanteil mit unter 2% erschreckend gering. Kaum eine Branche hat einen so niedrigen Anteil an weiblichen Angestellten. Seit Jahrzehnten ist der Beruf des LKW-Fahrers eine klare Männerdomäne, die Frauen traditionell verschlossen blieb. Seit vielen Jahren beklagen sich Transport- und Logistikunternehmen aber über fehlendes Personal und mangelnden Nachwuchs. Es ist also hier ein naheliegender Schluss, dass ein großer Teil des Arbeitskräftepotentials überhaupt nicht ausgeschöpft und angesprochen wird. Die Transportbranche und speziell der Beruf des Kraftfahrers müssen attraktiver für Frauen werden. Doch seit kurzer Zeit entdecken Unternehmen und Politik die Chancen von Frauen in der Logistik und ganz langsam bewegt sich etwas.Sie suchen Fachkräfte?  Deutschlands Jobplattform Nr.1 für Logistik und Service   * Über 520.000 registrierte Fachkräfte   * 3-4x mehr Kontakte als mit Stellenanzeigen   * Basic Matching für Firmen dauerhaft kostenlos Mehr erfahren

Die online Bewerbungplattform JobMatch für LKW-Fahrer und Arbeitgeber hat nicht nur eine große Anzahl an quantitativen Daten über unsere FahrerInnen erhoben, sondern auch auf individueller Ebene Daten erhoben. Es wurden unzählige Interviews in Betrieben und neben LKW geführt. So werden die reinen Daten mit der Lebensrealität unserer KraftfahrerInnen gefüllt und ein Verständnis für die Probleme auf Straße und Rastplatz geschaffen. Die Kombination von quantitativen und qualitativen Daten verspricht wertvolle Einblicke und lässt unterschiedliche Perspektiven auf die Situation in der Transport- und Logistikbranche zu. Hieraus lassen sich dann wiederum Handlungsanweisungen an Unternehmen und Politik ableiten.

Warum fangen Frauen durchschnittlich später an, LKW zu fahren?

Ein allgemeiner Blick auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigt, dass Männer eine durchschnittliche Berufserfahrung von 10.4 Jahren haben und Frauen mit 5.3 Jahren ungefähr halb so viel Berufserfahrung aufweisen können. Gleichzeitig ist das Alter mit denen Frauen in den Beruf einsteigen deutlich höher als das der Männer. Männer fangen im Durchschnitt mit 32.9 Jahren an LKW zu Fahren, Frauen mit 36.0 Jahren. Gründe dafür sind häufig ein Quereinstieg und Familienplanung. Aus unseren Interviews wissen wir, dass Frauen typischerweise über einen Umweg in den Beruf der Kraftfahrerin einsteigen. Oft haben sie mehrere Berufe ausgeübt, bevor sie ihren Weg auf den Bock gefunden haben. So auch Barbara mit 57 Jahren hat sie sich dazu entschlossen den CE-Führerschein zu machen und ihre Karriere im LKW fortzusetzen. Den größten Teil ihres Berufsleben hat sie ihren eigenen Friseurbetrieb geführt. Nachdem sie einmal bei einem Freund im LKW mitgefahren ist, wusste sie aber direkt, dass es genau das Richtige für sie ist. Aktuell fährt sie nun ADR-Stückgut im Nahverkehr, weil sie sich als alleinerziehende Mutter noch um ihre Tochter kümmert. Wenn ihre Tochter allerdings in zwei Jahren von zuhause auszieht, würde sie gern in den Fernverkehr wechseln.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen besonders wichtig

Das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf begegnet uns insbesondere bei Frauen immer wieder. Erfolgreiche Unternehmen helfen Fahrerinnen mit diesem Spannungsfeld besser umzugehen und passen sich stärker an ihre Mitarbeiter an. Diese Forderung erhebt auch Angela. Von Fahrern würde eine enorm hohe Flexibilität erwartet werden, aber auch Unternehmen müssten sich stärker anpassen. Nur dann kann man zufrieden und erfolgreich arbeiten. Es ist zu vermuten, dass diese fehlende Anpassung von Seiten der Speditionen ein zentraler Grund für die geringe Zufriedenheit im Beruf von Fahrerinnen ist. Beim Blick auf die deskriptiven Befunde unserer Analyse fällt auf, dass Frauen signifikant unzufriedener im Kraftfahrerberuf sind als Männer.

Ein positives Beispiel in dem ein Betrieb auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterin eingegangen ist, stellt die Geschichte von Jasmin dar. Jasmin hat als alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter gearbeitet. Die unflexiblen sowie unpassenden Arbeitszeiten haben zu Stress und Konflikten innerhalb der Familie geführt, sodass sie über einen Jobwechsel nachdachte. Sie war frustriert und sich doch sicher, dass es etwas geben muss in dieser Berufssparte, das kindgerechter ist und “wo auch eine Mutter die Chance hat diesen Job auszuüben”. Über JobMatch hat sie ihren neuen Arbeitgeber kennengelernt bei dem sie nun als Tankwagenfahrerin Kerosin transportiert. Hier hatte sie die Möglichkeit ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten und der Kontakt zum Betrieb hat sich verbessert. Auf die Frage, was ihr wichtig bei einem Arbeitgeber ist, antwortet sie: “Der wichtigste Punkt ist die Menschlichkeit (...) [und] es muss die Option bestehen, dass man über alles reden kann. Vertrauen ist dabei für mich ein ganz großer Aspekt. Wenn man seinem Chef nicht vertraut, dann funktioniert das nicht.” In ihrem aktuellen Betrieb schätzt sie beispielsweise ebenfalls, dass sie mit ihrem Kollegen seit ihrer Einarbeitungsphase fest zusammenarbeitet. Dort fühlt man sich als Team und ist “nicht nur eine Nummer”. In Bezug auf die Schwierigkeit von Frauen in diesem Beruf meint Jasmin, dass man sich insbesondere als Frau durchsetzen können und Rückgrat beweisen muss. Dann ist es als Frau aber auch “sehr angenehm in diesem Berufsfeld”.

Fahrerinnen haben häufiger Zusatzscheine

Die Transportbranche wandelt sich und auf Fahrer und Speditionen kommen neue Herausforderungen und Aufgabenfelder zu. Hierzu bedarf es eines gut ausgebildeten Fachpersonals. Die Entwicklung neuer technischer Systeme rund um Ladungssicherheit, -planung, -überwachung und -umschlag schreitet unaufhaltbar voran. Hier liegen Chancen und Möglichkeiten von gut ausgebildeten Kraftfahrern und Kraftfahrerinnen, die sich einlassen auf neue Entwicklungen und damit auf die berufliche Weiterbildung. JobMatch hat herausgefunden, dass insbesondere Frauen an dieser Stelle weiter sind als Männer. Wenn man sich Zusatzmodule und Gefahrgutscheine ansieht, zeigt sich, dass ein weit größerer Anteil der Fahrerinnen beispielsweise einen AdrBasis sowie AdrTank aufweisen. 45.34% der Frauen besitzen einen AdrBasic-Schein. Bei Männern sind es 35.35%. Beim AdrTank ist es ein ähnliches Bild: 25.29% der Frauen und 20% der Männer besitzen diese Qualifikation. In vielen Interviews von JobMatch wurde deutlich, dass es wichtig ist, die Einstellung zu Fort- und Weiterbildung positiver zu gestalten. Viele Kraftfahrer sind frustriert, weil sie Kurse und Module selbst bezahlen müssten.

Für Barbara ist ein wichtiger Ansatz, um mehr Frauen in den Beruf zu bringen, die positive weibliche Besetzung des Berufsbildes. Die Fahrschule in der sie ihren Führerschein gemacht hat, ist beispielsweise eine Kooperation mit Katrin “Tinka” Oschmann von den Trucker Babes eingegangen. Junge Frauen können so an den Beruf herangeführt werden, sodass dieser aus einer weiblichen Perspektive erfahrbar gemacht wird. Auch Speditionen, die explizit bei “Girls Day” mitmachen, um jungen Mädchen den Beruf näher zu bringen, findet sie hilfreich. Die Firmen sollten sich in der Hinsicht mehr öffnen beispielsweise mit Aktionen wie Tagen der offenen Tür oder auch dem Angebot von Mitfahrgelegenheiten und Praktika. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für sie die betriebliche Gesundheitsförderung. Da könnten sich die Unternehmen noch viel stärker engagieren.. Barbara ist Mitglied eines Gesprächskreises von Berufskraftfahrern zu denen auch der Chef der Autobahnpolizei aus der Region kommt sowie ein SPD-Politiker, der Mitglied des Europaparlamentes ist.



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