Das Durchschnittsalter von Berufskraftfahrern steigt – z. B. wird in Branchenberichten ein Durchschnittsalter von etwa 55 Jahren genannt.
Mit zunehmendem Alter nehmen folgende gesundheitliche Risiken zu:
- Visuelle und auditive Einschränkungen, verlangsamte Reaktionszeiten sowie Muskel-/Gelenkprobleme.
- Chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Adipositas – insbesondere bei Berufskraftfahrern durch lange Sitzzeiten, unregelmäßige Arbeitszeiten und mangelnde Bewegung.
- Kognitive Einschränkungen bis hin zu Formen von Demenz – Studien zeigen eine überdurchschnittliche Häufigkeit von vaskulärer Demenz im Bereich Verkehr/Logistik.
- Müdigkeit, Schlafprobleme und Arbeitszeit Bedingte Belastungen – gerade im LKW-Verkehr mit Nachtfahrten und langen Schichten erhöht sich das Risiko.
Diese Risiken wirken sich nicht nur auf die Gesundheit des Fahrers aus, sondern auch maßgeblich auf die Fahrsicherheit und damit auf das Unternehmen.
Wie kann ein Arbeitgeber frühzeitig erkennen, wann ein Fahrer nicht mehr einsatzfähig sein könnte?
Ein aktives Gesundheits- und Sicherheitsmanagement seitens des Arbeitgebers ist entscheidend. Folgende Indikatoren und Maßnahmen sind hilfreich:
- Regelmäßige Eingangs- und Zwischen-Untersuchungen, inkl. Seh-, Hör- und Reaktionstests. Eine Umfrage in Deutschland zeigte: Fast zwei Drittel der Fahrer befürworten regelmäßige Gesundheitschecks.
- Achtsamkeit auf Warnzeichen wie sich wiederholende kleine Unfälle, Fehlverhalten beim Spurwechsel, plötzliche kognitive Auffälligkeiten (z. B. Orientierungsprobleme), verstärkte Müdigkeit.
- Arbeitszeit- und Belastungsanalyse: Besonders lange Fahrtzeiten, Nacht- oder Schichtfahrten sowie unregelmäßige Ruhezeiten können die Leistungsfähigkeit beeinflussen.
- Erhebung von Gesundheitsdaten (in rechtlich zulässigem Rahmen) wie Blutdruck, Zuckerwerte, Medikamenteneinnahme – insbesondere bei bekannten Risikofaktoren.
- Fahrereignis-Monitoring: Daten über Fahrverhalten (z. B. starke Bremsvorgänge, Spurabweichungen) können auf verminderte Leistungsfähigkeit hinweisen. Beispielstudie zeigt: ältere Fahrer hatten Unterschiede im Fahrverhalten.
Durch eine Kombination dieser Maßnahmen kann der Arbeitgeber frühzeitig Risiken erkennen und gezielt intervenieren.
Welche Erkrankungen sind besonders relevant und wie wirken sie sich aus?
Hier sind zentrale Erkrankungen mit Auswirkungen auf LKW-Fahrer:
- Demenz (z. B. vaskuläre Demenz, Alzheimer-Typ): Diese Erkrankungen beeinträchtigen Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Entscheidungs- und Reaktionsfähigkeit. Eine Studie fand, dass im Logistik/Transport-Sektor höhere Raten vaskulärer Demenz vorhanden waren.
- Diabetes mellitus mit Folgekomplikationen: Kann zu Sehstörungen, Nervenschäden, Erschöpfung führen – relevant für Fahrerlaubnis- und Fahrsicherheit.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Plötzliche Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sind Fahr- und Sicherheitsrisiken.
- Schlafapnoe / Schlafstörungen: Führt zu Tagesmüdigkeit, vermindertem Konzentrationsvermögen – verringert die Fahrsicherheit erheblich. (Allgemein bekannt Risiko in Fahr-Berufen)
- Sinnes‐ und Mobilitätseinschränkungen: z. B. Sehfeld-Einschränkungen, Hörverlust, Muskel-Gelenkprobleme – alle können Reaktions- und Fahrfähigkeit beeinträchtigen.
Diese Krankheiten bergen erhebliche Gefahren: erhöhte Unfall- sowie Haftungsrisiken, längere Ausfallzeiten, Image- und Kostenrisiken für das Unternehmen.
Welche Gefahren und Konsequenzen ergeben sich für Arbeitgeber?
- Sicherheitsrisiken: Ein Fahrer mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit kann eher einen Unfall verursachen – insbesondere mit schweren Folgen im Güterverkehr.
- Haftungsrisiken: Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass ihre Fahrer die Anforderungen erfüllen – bei Unfällen mit bekannten Gesundheitsproblemen können Versicherung und regulatorische Konsequenzen folgen.
- Betriebsrisiken: Langsame Besetzung, Ausfallzeiten, zusätzlicher Administrationsaufwand und potenzieller Reputationsschaden.
- Kostensteigerung: Gesundheitskosten, Ausfallkosten, ggf. höheres Versicherungsrisiko, Schadenersatzforderungen.
- Regulatorische Folgen: Arbeits- und Verkehrssicherheit Vorgaben verlangen, dass Fahrer "geeignet" sind - insbesondere im gewerblichen Güterverkehr. Arbeitgeber müssen aktiv den Zustand prüfen.
Wie kann sich der Arbeitgeber absichern und aktiv handeln?
Hier einige empfohlene Maßnahmen für Arbeitgeber:
- Einführung eines systematischen Gesundheits- und Eignungscheck-Programms
- Regelmäßige medizinische Untersuchungen gemäß nationaler Vorschriften und betrieblichen Anforderungen.
- Spezielle Tests für kognitive Leistungsfähigkeit, Seh- und Hörfunktion. Z. B. in Deutschland läuft die Studie zur Screening-Tool-Entwicklung für „Fitness to Drive“ bei älteren Fahrern.
- Arbeitszeit- und Belastungssteuerung
- Vermeidung von Dauer-Nacht- und Schichtfahrten für ältere Fahrer.
- Sicherstellung ausreichender Ruhezeiten, Monitoring von Fahrtzeit und Ermüdung.
- Schulung und Sensibilisierung
- Fahrer sowie Führungskräfte über altersbedingte Risiken, Warnzeichen und Change-Management für den Übergang auf andere Aufgaben informieren.
- Einrichtung von Feedback-Prozessen: Fahrer melden selbst Auffälligkeiten oder Leistungseinbußen.
- Alternative Einsatzmodelle für ältere Fahrer
- Übergang in andere Aufgaben (z. B. Disposition, Tourenplanung, Terminal-Einsatz), wenn Fahrtüchtigkeit reduziert ist.
- Flexible Lösungen zur Nutzung des Erfahrungswissens älterer Fahrer, auch ohne tägliche Lkw-Fahrt.
- Dokumentation & Richtlinien
- Betriebsintern klare Richtlinien zur Eignungsprüfung, Teilnahme an Gesundheitschecks und Verfahren bei Auffälligkeiten.
- Dokumentation von Untersuchungsergebnissen, Einsatzentscheidungen und Schulungen.
- Versicherung & Rechtliches klären
- Prüfen, ob die betrieblichen Versicherungen Risiken durch ältere Fahrer mit gesundheitlichen Einschränkungen abdecken.
- Rechtliche Beratung zur arbeits- und verkehrsrechtlichen Situation älterer Fahrer im gewerblichen Verkehr - ggf. Vorgaben zur regelmäßigen Überprüfung.
Fazit
Für Arbeitgeber im Speditions- und Transportbereich gilt: Die alternde Fahrerschaft bringt gesundheitliche und sicherheitsrelevante Risiken mit sich – von kognitiven Einschränkungen über chronische Erkrankungen bis zu Müdigkeit. Wer frühzeitig Warnsignale erkennt und proaktiv ein Verfahren zur Eignungsüberprüfung etabliert, schützt nicht nur sich selbst, sondern sichert auch Betrieb, Sicherheit und Reputation. Ein effizienter Ansatz verbindet Gesundheitsmanagement, passende Einsatzmodelle und klare Prozesse.
Quelle:
Cooper Law Firm
Continental AG
DRKS HK Truck Center+1